Schloss Hintenfeld (Graz)

From Baugeschichte

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47° 3' 37.94" N, 15° 28' 39.90" E


Schloss Hintenfeld (abgekommen) - Lengheimer und Eustacchio.

Das "verschwundene" Schloss Hintenfeld wurde zuletzt (Kubinzky-Wentner, Straßennamen) „zwischen der Kirche und der ehemaligen Ziegelei Eustacchio“ geortet. Baravalle suchte es in seinem Burgenbuch von 1961 noch südlich der Kirche von St. Peter und nahm an, dass es schon um die Mitte des 18. Jhs abgetragen worden sei. Dem widerspricht ein von mir 2013 gemachter Fund auf der „Josephinischen Landesaufnahme“ von 1787, aus der sich ein genauer Standort entnehmen ließ: Im Zwickel zwischen dem St. Peter Pfarrweg und dem Breitenweg, wo dieser anzusteigen beginnt, weist die schwer lesbare Bezeichnung „Schloss Hintenfeld" auf ein größeres Anwesen hin. Vermutlich war das Schloss damals aber nicht mehr intakt, denn A. J. Caesar vermerkte 1788 - mit einem Schreibfehler: "Hinteneck des Schlosses Ruinen (Gr. v. Lenghaim)" und im Schematismus des Jahres 1818 steht: "Hintenfeld, eine Herrschaft bey Grätz, welche von einem seit langem abgetragenen Schloße ihren Namen hat".

Gemeinsam mit der Sammlung von Udo Eustacchio wurde die bisher nicht sicher feststellbare Lage des abgekommenen Schlosses weiter bestätigt. Dabei verhalf die Indikations-Skitze zum Franziszeischen Kataster von 1829 weiter: dem Besitzer Johann Mayer (Vorbesitzer: Steinklauber Simon), vulgo Forstnersimerl, gehörten ein gemauertes Wohngebäude mit 117 Quadratklafter (Bauparzelle Nr. 88) und zwei kleine hölzerne Wirtschaftsgebäude (Nr. 89 und 90), die der Herrschaft Messendorf zinspflichtig waren. Aus einem Bericht des frühen 19. Jhs erfahren wir, dass dieser Simon Steinklauber „das alte Schloß" im Jahre 1795 kaufte, u.zw. von der Herrschaft Mössendorf (Messendorf). Ab 1860 ist der Grazer Baumeister Carl Aichinger Besitzer der Realität, dessen Sohn verkauft 1883 an Angelo Eustacchio, dem Oberhaupt der aus Friaul eingewanderten Ziegler-Familie. Letztlich war das Foto aus dem Familienarchiv eine große Hilfe; es zeigt den Ziegelwerksbesitzer Eustacchio um 1923 am Breitenweg. Die Reste des Westflügels sind gut mit der Ansicht von 1706 vergleichbar, sie dürften bald danach der Erweiterung des Ziegelgeländes zum Opfer gefallen sein. Seit der Auflassung des Ziegelwerkes in den 1980er Jahren hat sich hier ein bewaldetes Erholungsgebiet ausgebreitet (tw. nach Ugo Eustacchio, Chronik).

Die erste Ansicht des Ansitzes stammt schon aus dem Jahr 1605, als der Kartograph (und Augustinerprior von Fürstenfeld), Johannes Clobucciarich die Schlösser um Graz skizzierte; wir sehen ein turmbewehrtes Schloss, dessen italienisch verballhornte Bezeichnung "Lengheimberin" bedeuten soll. Die nächste Ansicht befindet sich auf einer lavierten Federzeichnung aus ca. 1645, vermutlich aus der Werkstatt von Matthäus Merian. In Vischers Schlösserbuch von 1681 erkennt man etwas genauer, dass das Schloss aus einem mächtigen dreistöckigen Nord- und Westflügel mit einem kleinen Anbau zu bestehen scheint. Damals dürfte es im Besitz von Georg Adam Graf Lengheimb gewesen sein. Auch Andreas Trost hat es auf seiner Ansicht "Graz von Westen" 1699 ebenfalls gezeigt, doch ist hier ein Geschoss weniger zu erkennen.

Hintenfeld war durch lange Zeit im Besitz der zuletzt gräflichen Familie Lenghaimb, die vermutlich aus Krain stammte, weil sie dort im späten 14. Jh. im Gefolge der Grafen von Ortenburg erwähnt wird; 1415 wird Nikolaus von Lengheim als Propst der Kirche St. Martin genannt. Neben den oststeirischen Schlössern Kapfenstein und Pertlstein besaßen die Lengheimer auch die Herrschaft Messendorf. In der Stadt Graz wurde das Renaissance-Palais in der Bürgergasse 4 lt. Inschrift 1577 für Adam von Lengheim erbaut und der ehemalige Schörglhof am heutigen Felix-Dahn-Platz ging als "Vossenburg" 1686 an Georg Adam von Lengheim über. Das barocke Palais in der Hans-Sach-Gasse 3 fiel 1719 im Erbwege an Max Adam.

Von dem Ansitz mit so abwechslungsreicher Geschichte dürften heute nur noch Erinnerungsstücke erhalten sein.

Aus dem verlorenen Lengheimer-Archiv (F. A. Roth, 1962) zitiere ich einige interessante Bezeichnungen: 1606 "edelsmann-süz", 1616 "adelicher süz", 1640 "Lennghämberisches hauß zu Grätz, hoff Hindtenfeld", "1641 "gräf. Lengheimischer Garten" (Idlhofgasse 27 und 31), 1641 "gült Hintenfeldt"; 1698 "zieglbuch" (!), 1705 "taffern zu s. Leonhard". Dass die Lengheimer auch einen Weinberg bebaut haben, bezeugen, leider undatiert, ein "Wa(i)n-Zechendt" und ein "pergbiechl".

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